Die Salzburger Festspiele Mozart zu Ehren haben Sommer 2006 auch die Hochzeit des Figaro auf dem Programm, le nozze di figaro mit Anna Netrebko als Susanna. In einem Interview, das in der DW ausgestrahlt wurde, sagte sie etwas sehr bemerkenswertes: "Als Susanna kann ich zeigen, wie zärtlich Männer gegenüber Frauen sein sollten". Der genaue Wortlaut ist mir entfallen. Der Sinn blieb im Gedächtnis.
Die russische Sopranistin, die in Petersburg ausgebildet wurde und mittlerweile die großen Opernhäuser mit ihrer Gesangskunst bereichert, verknüpft ihre hohe Kunst in einem Werk der höchsten Kunst der Wiener Klassik mit einem Hinweis auf besseres Verhalten. Klassische Musik erzieht. Wer sie instrumental umsetzen kann, betritt eine höhere Stufe menschlichen Seins, wer sie zu hören und aufzunehmen versteht, befindet sich ebenfalls in einem Raum höheren Daseins.
Worauf soll der Vergleich Dichtung des 18./19. Jahrhunderts mit der entsprechenden Musikpraxis hinauslaufen? Der Vergleich soll die Frage stellen, ob die heutige Gesellschaft, die klassische Musik pflegt und praktiziert, Dichtkunst gleichermaßen pflegt und in die Gegenwart projiziert.
Daraus ergibt sich der Sinn dieses Forums. Die freiheitliche Dichtung Hoffmann von Fallersleben wird in diesem Forum aufgeführt, praktiziert und gewürdigt wie klassische Musik, die in die Gegenwart projiziert wird. Der Gegenwartsbezug ergibt sich aus der Tatsache, dass ein kleiner Teil der Dichtung Nationalhymne wurde.
Daraus ergibt sich die Frage, ob Hoffmann von Fallersleben richtig aufgeführt wird, ob sich die Projektion in die Gegenwart an die Quelle hält und ob die Dirigenten, in diesem Fall die Initiatoren der Nationalhymne, Temperament zeigen oder versagt haben.
Der Sinn des Forums geht also über eine Materialsammlung hinaus.