Die Deutsche Nationalhymne

Die vielen Fehldeutungen im 20. Jh.

Die Deutsche Nationalhymne

Beitragvon micha » 22.01.2011, 12:15

Deutsche Nationalhymne wurde, wie jeder weiß, die dritte Strophe des Deutschland-Liedes. Sie wurde bestimmt, nicht abgestimmt. Am Anfang steht nun das Wort "Einigkeit". Der historische Kontext ist weg. Hoffmann von Fallerslebens "Deutschlandlied" wurde verstümmelt. Die anderen Strophen werden verschämt im Hintergrund gehalten. Sie gehören nicht mehr zum "guten Ton". Tonangebend sind die abstrakten Begriffe "Einigkeit und Recht und Freiheit", die bei HvF ganz anders, in einem damaligen historischen Sinn, eingebunden waren.

Die Verstümmelung ist zugleich auch eine Verfälschung, fast eine Fälschung. Kürzliche Diskussionen um die österreichische Hymne zeigten, dass Veränderungen an einem Original rechtliche Konsequenzen haben kann. Auf diese Schiene will ich springen.

Mit der Verstümmelung/Verfälschung/Fälschung geht eine diffuse Vorstellung einher, ob mit "Einigkeit" die nationale "Einheit" gemeint ist. Keiner fragt so genau. Einig zu sein, hat einen sehr guten Klang (1). Die Parteien, vorzugsweise die CDU/CSU, singen allzugerne, dass das Volk hinter ihnen "einig" sein solle. Einigkeit geht in Richtung Einheitspartei oder Diktatur, nationale Einheit wird dagegen immer dann gefordert, wenn die Gesamtgemeinschaft in Gefahr ist. Zuletzt forderte die freiheitliche Bürger-Bewegung in Tunesien nationale Einheit, um gegen die Diktatur zu obsiegen. Die nationale Einheit einer umfassenden Bürgerbewegung, entstanden u. a. durch soziale Netzwerke im Internet, richtet sich wütend gegen aufgezwungene "Einigkeit" einer Diktatur mit ausgefeiltem Spitzel-System.

Warum hat das Deutschlandlied dann überhaupt das Wort "Einigkeit" und nicht nationale "Einheit"? Weil es sie noch nicht gab, als HvF die Strophen aufschrieb. Deutschland war damals noch zersplittert. Um nationale Einheit zu erreichen, unter der Führung Preussens, mußten sich die Kleinstaaten erst einmal "einig" sein. Hinter dem letzendlichen Erfolg steckte dann eine Portion preussische Bevormundung und preussischer Druck. Die Einigkeit wurde von Preussen erzwungen. HvF war damit einverstanden. Ziel war der Nationalstaat gegen Bedrohungen von außen, nach der bitteren Erfahrung der napoleonischen Kriege, die nachwirkten. Andere Völker hatten den Nationalstaat schon.

Das erste Wort der Nationalhymne "Einigkeit" ist falsch, weil die nationale Einheit seit 1871 bestand und das Deutsche Reich nach 1945 lediglich besetzt war und fort bestand. Das Wort suggeriert, dass es nicht fort bestand, was falsch ist. Es bedurfte keiner "Einigkeit", um eine rechtlich vorhandene Situation zu verändern. Das historische Wort "Einigkeit" bei HvF wurde nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 mit politschen Absichten verwendet. Im Zuge der Wiedervereinigung, der Bestätigung nationaler Einheit, wurden aber ehemalige deutsche Ostgebiete einfach aufgegeben, obwohl es ein Angebot Russlands gab, sie einzubeziehen. Der Begriff von HvF und sein Wunsch nach Einigkeit unter den deutschen Kleinstaaten wird in der selektierten Strophe der deutschen Nationalhymne auf den historischen Prozess nationaler Einheit aufgestülpt. Die Begriffe "Einigkeit", die immer erzwungen werden muss, und nationale Einheit, die immer ein Ergebnis einer nationalen Bedrängnis ist und aus der Not von selbst entsteht, beißen sich aber wie zwei Farben, die absolut nicht zueinander passen.

Soll das Wort "Einigkeit" in die Diktatur zurück lenken? Merkel hätte es wohl gerne. Eine Wabbel-Einheitspartei nach dem Vorbild der DDR vielleicht? Auch die Neonazis sind ganz versessen auf diesen Begriff und wollen ihn mit ihren Inhalten füllen.

Die Nationalhymne ist angreifbar, weil sie eine Verstümmelung/Verfälschung/Fälschung mit absichtlich irreführenden Begriffen wie "Einigkeit" darstellt. In der vereinsamten dritten Strophe sind die Begriffe "des Glückes Unterpfand" und "im Glanze dieses Glückes" außerdem reinster Kitsch, weil die historische Ebene zugunsten politischer Absichten verlassen wurde. Entweder man belässt es beim Deutschlandlied als historisches Zeugnis, oder aber man verändert den Text.

Die Aufforderung zur „Einigkeit“ verletzt das demokratische Grundgesetz und ist mit diesem nicht kompatibel. Die im Grundgesetz verankerte bürgerliche Freiheit garantiert ja gerade, dass ein Bürger seine eigene Meinung haben darf und sich eben nicht einer „Einigkeit“ anschließen muss.

Die beiden Supermächte USA und China haben National-Hymnen, die sich auf historische Ereignisse beziehen. Das historische Ereignis im Falle Hofmann von Fallersleben ist aber, dass er als Kultur-Patriot ausgegrenzt war. Das hinter dem Lied stehende "Ereignis" ist zum Teil persönliches Schicksal, zum Teil ein Aufruf an seine Studenten, die Einheit Deutschlands durch Einigkeit in einem großen nationalen Ziel zu unterstützen. Weil kein konkretes historisches Ereignis zugrunde liegt, wie bei den Hymnen der beiden Supermächte, sondern nur eine historische Gesamt-Lage, ist das Lied anfällig, wurde in alle Richtungen interpretiert und neuerdings als Stummel zurecht gelegt.

Das ganze Deutschlandlied enthält aber in der ersten Strophe, die vom jetzigen Bundespräsident Wulff anlässlich eines Besuches des Chilenischen Ministerpräsidenten geradezu verfemt wurde, eine bedeutende Zeile: "Deutschland, Deutschland über alles", die wegen grammatikalischer Unkenntnis falsch interpretiert wurde und wird, in Wahrheit aber die schönste Liebeserklärung darstellt, die jemals für ein Land gedichtet wurde.

Gegen absichtliche Fehlinterpretation mit politischen Absichten und gegen einkalkulierte Fälschung müsste es eigentlich ein Rechts-Mittel geben. Der Stummel "Nationalhymne" ist aus meiner Sicht ungültig. Hierzu befrage ich den Generalbundesanwalt. Dem Bund wurde eine Fälschung gegeben, zumindest eine listige Verfälschung durch den damaligen Kanzler Helmut Kohl, der sich als Kanzler der Einheit wohl ein Denkmal setzen wollte. Der rechtliche Weg müsste lauten, die National-Hymne für ungültig zu erklären, weil sie zu einer nationalen „Einigkeit“ anstiftet, die nur in Diktaturen oder einer Einheits-Partei verwirklicht werden kann und dem Grundgesetz daher widerspricht und schädliche Auswirkungen haben kann, wenn die Ultrarechten, die dadurch begünstigt werden, hochkommen, oder wenn die Nachkommen der SED Erfolg haben.


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(1)

Bevor sich Geschäfts-Partner einig sind, wird lange verhandelt. Eheleute können sich ausnahmsweise einig sein. Freunde in einer Studenten-Verbindung können sich einig sein, dass das Saufgelage wiederholt werden muss. Parteien können sich nur in einzelnen Details einig sein. Innerhalb von Parteien bestimmt und regelt Fraktions-Zwang Einigkeit. Piraten sind sich einig, dass sie kapern wollen, aber nicht über das Vorgehen. Ordensbrüder sind sich wenigstens theoretisch einig darüber, dass Ordensregeln einzuhalten sind, aber das Übertreten ist süss, Missbrauch wird verschwiegen.

Deutlich wird hoffentlich, dass es im privaten und geschäftlichen Bereich sehr schwierig ist, Einigkeit zu erzielen. Einigkeit in einer großen multi-kulturellen Gesellschaft ist völlig unmöglich, sie wäre auch undemokratisch. Trotzdem ist "Einigkeit" der Wundschtraum der Ultra-Rechten, die im Gleichschritt marschieren wollen, so wie Kommunismus der Wunschtraum der Ultra-Linken ist. Aber selbst durch Regeln oder Zwang lässt sich meist keine Einigkeit erzielen.

In einer Diktatur wird Einigkeit nach außen vorgegaukelt (2), eine entmenschlichte Roboter-Einigkeit, die Staats-Medien werden angehalten, Einigkeit zu verbreiten. Abstimmungen in Militärdiktaturen zeigen eine dumm-stupide Angst-Einigkeit.

Die Einigkeit beim Simultan-Schwimmen musste durch hartes Training schwer erkämpft werden. Einig ist ein Fußball-begeistertes Publikum, dass die eigene Nationalmannschaft gewinnen soll, die anderer Länder nicht. Dort gilt umgekehrt das gleiche.

Da wo Einigkeit durch Professionalität erzielt wird, nämlich in berühmten Orchestern, spricht kein Mensch von "Einigkeit". Die deutsche Naionalhymne war vorwiegend ein Anlass zur Uneinigkeit. Uneinigkeit bezüglich der Österreichischen Nationalhymne musste jetzt gerichtlich geklärt werden.

Die deutsche Einheit wurde von Uneinigkeit begleitet. Vorübergehend einig sind sich Gefangene, dass sie frei kommen wollen, wenn sie die Gelegenheit dazu haben.

Das Wort "Einigkeit" in der National-Hymne bezieht sich wirklich nur auf die einmalige Einigkeit der deutschen Kleinstaaten, einen Nationalstaat zu bilden und einen Teil der eigenen Identität aufzugeben - und diese Einigkeit gab es nicht. Sie wurde schließlich von Preußen erzwungen.

Wenn aber ein ganzes Volk angegriffen wird, so wie England durch Htler-Deutschland, dann ging es um Leben und Tod, dann waren sich sehr viele Menschen vom Kind bis zum Greis einig, Widerstand zu leisten, sogar unter Einsatz des eigenen Lebens, ohne dass Einigkeit eingefordert werden musste. Dagegen verflog die erzwungene Einigkeit der Nazis, als russische Armeen auf Ostpreußen zumarschierten. Da machten sich die Nazi-Größen rechtzeitig aus dem Staub und überließen die Bevölkerung ihrem Schicksal.

"Wollt ihr den totalen Krieg?", das folgende "Ja!" wie aus einer Kehle erschallte auf einem Parteitag der Nazis, zu dem nur die Strammen Zugang hatten, und sie standen unter Drogen-Einfluss. Göbbels war für sie wie eine Droge. Diese Einigkeit von Deutschen gehört zu den erschreckendsten Tiefpunkten deutscher Geschichte.

Soll das Wort in unserer verkleinerten Nationalhymne an diese "Einigkeit" erinnern? Seit 1870 hat Deutschland Einigkeit nur bei anderen Völkern hervorgerufen, die es angegriffen hat, da es dort um Sein oder Nichtsein ging, will aber dieses Wort ausgerechnet in seiner Nationalhymne verankert wissen, ohne zu bedenken, dass es entgegen der ursprünglichen historischen Bedeutung damit anachronistisch, unrealistisch, verkitschend und verfälschend gestreckt wird.


Brief an den Generalbundesanwalt


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(2)

Den Propaganda-Film habe ich mir mehrmals angesehen, vor allem den Stechschritt der Kolonnen. Die männlichen kommen besser mit ihm zurecht, die weiblichen weniger. Der weibliche Körper muss die Bewegungen der Brüste ausgleichen, Stechschritt ist für ihn nicht gerade ideal. Wie erreichen die Kolonnen die Präzision. Auch das lässt sich aus den Bildern herauslesen. Die Akteure sind alle gleich groß, haben gleich lange Beine auf den Zentimeter genau. Wird nun der Stechschritt nach einem Marschlied ausgeführt und werden die Beine in einem bestimmten Winkel gestreckt, muss zwangsläufig ein perfekter Gleichschritt dabei herauskommen. Er sieht faszinierend aus.

Die Kolonnen bestehen also aus genau gemessenen Menschen, die sich in Ihrer Größe und der Länge der Beine nicht unterscheiden. Warum das Ganze? Um Eindruck zu schinden, natürlich. Der Betrachter denkt, das ganze Volk steht diszipliniert und wie ein Block hinter ihrem Führer. Dabei handelt es sich um genau gerechnetes Theater. Die Fanfaren ertönen genau in dem Moment, in dem Kim Jong-il, der "Große Führer", auf dem Balkon vor dem Parade-Platz erscheint.

Die Kamera-Leute sind absolut genau positioniert, auch das ist zu sehen. Die Film-Ausschnitte sollen wirken. Die Marsch-Kolonnen bestehen aus 12 Reihen. Jede Reihe hat 24 Akteure. Sie sind also doppelt so breit wie lang. Warum? Um den Kameras eine Sequenz sehr langer Reihen exakt schreitender Akteure zu ermöglichen. Ich sage Akteure. Ist eine Kamera mehr oder weniger frontal auf eine männliche Kolonne gerichtet, heben die "Akteure" bedrohlich ihre Maschinen-Gewehre bis zur Schuss-Höhe an. Es sind keine Soldaten, sondern theatralische Akteure, die genauen Regieanweisungen folgen. Das Heben der Gewehre soll Furcht-einflößend sein.

Kim Jong-il blöfft die Welt. Ich möchte wissen, wer die einzige Frau auf dem Balkon hinter Kim Jong-il wohl sein mag. Sie ist klein, trägt ein rotes Kleid und wirkt wie eine graue Maus. Wieviele Verbrechen mag diese Frau wohl auf dem Gewissen haben, frage ich mich. Das System kann nur durch Verbrechen an den Menschen gehalten werden. Die Einigkeit hinter einem "Großen Führer" ist nur die Vorderseite, dahinter wütet das Verbrechen, der Massen-Mord, der Hungertod.
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Beitragvon micha » 22.02.2011, 05:42

Inzwischen sind Antworten sowohl der Bundes-Staatsanwaltschaft als auch des Bundesverfassungs-Gerichtes bei mir eingetroffen. Das Problem scheint die Zuständigkeit zu sein. Siehe oben den Link "Brief an den General-Bundesanwalt". Ich werde darüber respektvoll berichten. Die beiden Briefe antworten auf meine Initiative von oben. Meine eigene alternative "Nation-Hymne" hatte ich weder erwähnt noch zitiert.

Zuständig scheint sich niemand zu fühlen. Und doch steht eine National-Hymne im Zentrum einer Identität einer Nation.
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Beitragvon micha » 01.08.2011, 10:00

RP Online am 1/August/2011:

Heute vor 75 Jahren begannen in Berlin die olympischen Sommerspiele. Sie boten überragende sportliche Leistungen und verschafften der Herrschaft der NSDAP einen großen Legitimationsgewinn.

DÜSSELDORF Als Adolf Hitler die Arena des neu erbauten Olympiastadions in Berlin betrat, ertönte vor 100 000 Zuschauern eine Fanfare von 30 Trompeten. 3000 Sänger sangen "Deutschland, Deutschland über alles", die Nationalhymne, danach das Horst-Wessel-Lied, das Parteilied der NSDAP, und anschließend die Olympische Hymne. Die hatte der Komponist Richard Strauss komponiert, der – ganz in Weiß gekleidet – den Riesenchor dirigierte.


Das Wichtigste an dieser Meldung: Richard Strauss dirigierte in Weiß gekleidet den Riesenchor, also auch die oben genannte Reihenfolge. Neben Strauss ließen sich später auch Größen wie Wilhelm Furtwängler von den Nazis einspannen. Innerlich opponierten diese Größen.

Worauf kommt es heute an? Deutsche Identität sollte neu definiert werden, indem verstanden wird, dass es ein Unglück war, dass ein größenwahnsinniger Massen-Mörder Hitler diese Identität einst bestimmte. Deutschland darf deshalb nicht gar nichts machen, etwa der neue Bundes-Präsident Wulff. Das Feld darf nicht ideologischen Irrlichtern wie Horst Mahler überlassen werden.

Die Nation-Hymne bietet sich an. Ohnehin wird von Sportlern eine etwas längere Hymne als die dritte Strophe des Deutschland-Liedes gefordert, wie sie andere Länder auch haben, weil sonst ein Sieg in der Kürze des Liedes gar nicht richtig ausgekostet werden kann.

Bundes-Präsidenten, Parlament, Presse, Medien haben die Nation-Hymne bisher ignoriert. Sie war wohl nicht einmal eine Diskussion wert, oder sie wurde unerlaubt ausgeschlachtet, wie von Herrn Horst Köhler für seine erste "Berliner Rede".
micha
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