von micha » 23.04.2009, 08:45
Neujahrsansprache von Bundespräsident Theodor Heuss, 31.12.1950
http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/J ... Heuss1950/
... Ich will ganz einfach vorlesen, was das Echo dieses freundschaftlichen Männergespräches war:
Land des Glaubens, deutsches Land,
Land der Väter und der Erben,
uns im Leben und im Sterben
Haus und Herberg, Trost und Pfand,
sei den Toten zum Gedächtnis,
den Lebend'gen zum Vermächtnis,
freudig vor der Welt bekannt,
Land des Glaubens, deutsches Land!
Land der Hoffnung, Heimatland,
ob die Wetter, ob die Wogen
über dich hinweggezogen,
ob die Feuer dich verbrannt,
du hast Hände, die da bauen,
du hast Herzen, die vertrauen,
Lieb und Treue halten stand,
Land der Hoffnung, Heimatland!
Land der Liebe, Vaterland,
heil'ger Grund, auf den sich gründet,
was in Lieb und Leid verbündet
Herz mit Herzen, Hand mit Hand.
Frei, wie wir dir angehören
und uns dir zu eigen schwören,
schling um uns dein Friedensband,
Land der Liebe, Vaterland!
Die Strophen haben die Menschen, die sie kennen lernten, tief bewegt. Hermann Reutter schuf ihnen die Töne: als wir einen Knabenchor baten, uns das Lied vorzusingen, hat es alle gepackt, auch die Zögernden. Wer am Radio sitzt, wird es nachher hören, kunstvoller, wie man es eben am Radio gewöhnt ist. Indem ich das Lied als Ausklang dieser Ansprache wählte, habe ich nicht einfach die neue Nationalhymne als Amtsvorgang "dekretiert". Aber ich hoffe, daß Hunderttausende, daß Millionen spüren: hier haben die Empfindungen und Erfahrungen unseres Geschlechts eine symbolkräftige Form gefunden, unseres Geschlechts, das dem Gewesenen die erinnerungsstarke Ehrfurcht nicht versagt, aber die glaubende Hoffnung der einenden Liebe zum Vaterlande schenkt.
Wort und Ton sollen und wollen, sie werden Besitz und Bekenntnis der Nation werden!
Und auch dies mag gelten, daß der verpflichtende Sinn von Schröders letzten Zeilen, da das freie Menschentum seinen Lebenswert im Frieden bestätigt findet, in die Seelen klinge:
Frei, wie wir dir angehören
und uns dir zu eigen schwören,
schling um uns dein Friedensband,
Land der Liebe, Vaterland!
(Ende der Heuss Rede)
____________________
Glaube, Liebe, Hoffnung - eine schöne Kombination für eine deutsche Hymne!
Herkunft von Glaube, Hoffnung, Liebe aus Wikipedia
Die früheste Erwähnung findet sich in 1 Thess 1,3, die bekannteste allerdings im 1. Korintherbrief: “Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe.” (1. Korintherbrief des Paulus 13,13)
Zusammengefasst sind diese Tugenden auch in den – in der Katholischen Kirche – ersten drei Gebeten "Ave Maria": "Gebenedeit sei die Frucht deines Leibes Jesus, der uns den Glauben mehret, der uns die Hoffnung stärket und der in uns die Liebe entzündet.", welche am Anfang des Rosenkranzes gebetet werden. Nach christlicher Lehre ergeben sich alle anderen Regeln und Gesetze des Glaubens durch diese drei Prinzipien.
Thomas von Aquin benutzt auf dieser Grundlage die drei Begriffe
Glaube (fides): Symbolisiert durch einen Kelch mit Hostie oder durch das Kreuz als Sinnbild der Einheit von Extremen, der Mäßigung und Jesu Tod am Kreuz.
Liebe (caritas): Gemeint wird sowohl die Liebe anderen gegenüber (Nächstenliebe und Feindesliebe) sowie auch die Liebe zu sich selbst und zu Gott. Wird durch ein Herz dargestellt oder eine Frau mit Kindern.
Hoffnung (spes): Wird durch einen Anker, einen Vogel oder einen Zweig symbolisiert und gibt die Hoffnung auf die himmlische Seligkeit sowie das Widerstehen gegen die Verzweiflung wieder.
Ödön von Horvath setzt sich mit dieser Thematik in seinem Stück "Glaube, Liebe, Hoffnung - Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern" auseinander.
Papst Benedikt XVI. veröffentlichte folgende Schriften:
Deus caritas est (zum Thema "Liebe")
Spe salvi (zum Thema "Hoffnung")
____________________
Mein Kommentar:
Heuss hatte recht! Auch ich bin beeindruckt. Nicht so gut gefallen mir lediglich
1. Glaube, Liebe und Hoffnung auf ein Land zu beziehen, somit für ein Land in Anspruch zu nehmen, was in den persönlichen, den christlichen Glaubens-Bereich gehört, hat eine missionarische Komponente, die eigentlich nicht sein darf, nicht in einer Hymne.
2. Lieb und Treue halten stand - es war absolut nicht so. Gemeint ist, dass sie obsiegen. Aber selbst in Friedenszeiten haben wir in Deutschland, im jetzigen jedenfalls, genau das Gegenteil. Hier wird die Missions-Absicht einfach unwahr.
3. Die dritte Strophe ist wieder zu schön, um wahr zu sein. Das Schwören auf den heil'gen Grund, das Schlingen, alles einwenig kitschig.
Trotzdem: Das Lied ist eine gute Alternative, wenn es nicht Hoffmann von Fallersleben sein soll. Ich kann mir gut vorstellen, dass Heuss in Gedanken an das Nazi-Unheil nun das Gegenteil, eine schöne heile christliche Welt, sehr tief empfand.
Neujahrsansprache von Bundespräsident Theodor Heuss, 31.12.1950
http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/JahreDesAufbausInOstUndWest_redeSylvesteranspracheHeuss1950/
... Ich will ganz einfach vorlesen, was das Echo dieses freundschaftlichen Männergespräches war:
[list]Land des Glaubens, deutsches Land,
Land der Väter und der Erben,
uns im Leben und im Sterben
Haus und Herberg, Trost und Pfand,
sei den Toten zum Gedächtnis,
den Lebend'gen zum Vermächtnis,
freudig vor der Welt bekannt,
Land des Glaubens, deutsches Land!
Land der Hoffnung, Heimatland,
ob die Wetter, ob die Wogen
über dich hinweggezogen,
ob die Feuer dich verbrannt,
du hast Hände, die da bauen,
du hast Herzen, die vertrauen,
Lieb und Treue halten stand,
Land der Hoffnung, Heimatland!
Land der Liebe, Vaterland,
heil'ger Grund, auf den sich gründet,
was in Lieb und Leid verbündet
Herz mit Herzen, Hand mit Hand.
Frei, wie wir dir angehören
und uns dir zu eigen schwören,
schling um uns dein Friedensband,
Land der Liebe, Vaterland![/list]
Die Strophen haben die Menschen, die sie kennen lernten, tief bewegt. Hermann Reutter schuf ihnen die Töne: als wir einen Knabenchor baten, uns das Lied vorzusingen, hat es alle gepackt, auch die Zögernden. Wer am Radio sitzt, wird es nachher hören, kunstvoller, wie man es eben am Radio gewöhnt ist. Indem ich das Lied als Ausklang dieser Ansprache wählte, habe ich nicht einfach die neue Nationalhymne als Amtsvorgang "dekretiert". Aber ich hoffe, daß Hunderttausende, daß Millionen spüren: hier haben die Empfindungen und Erfahrungen unseres Geschlechts eine symbolkräftige Form gefunden, unseres Geschlechts, das dem Gewesenen die erinnerungsstarke Ehrfurcht nicht versagt, aber die glaubende Hoffnung der einenden Liebe zum Vaterlande schenkt.
Wort und Ton sollen und wollen, sie werden Besitz und Bekenntnis der Nation werden!
Und auch dies mag gelten, daß der verpflichtende Sinn von Schröders letzten Zeilen, da das freie Menschentum seinen Lebenswert im Frieden bestätigt findet, in die Seelen klinge:
Frei, wie wir dir angehören
und uns dir zu eigen schwören,
schling um uns dein Friedensband,
Land der Liebe, Vaterland!
(Ende der Heuss Rede)
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Glaube, Liebe, Hoffnung - eine schöne Kombination für eine deutsche Hymne!
[list]Herkunft von Glaube, Hoffnung, Liebe aus Wikipedia
Die früheste Erwähnung findet sich in 1 Thess 1,3, die bekannteste allerdings im 1. Korintherbrief: “Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe.” (1. Korintherbrief des Paulus 13,13)
Zusammengefasst sind diese Tugenden auch in den – in der Katholischen Kirche – ersten drei Gebeten "Ave Maria": "Gebenedeit sei die Frucht deines Leibes Jesus, der uns den Glauben mehret, der uns die Hoffnung stärket und der in uns die Liebe entzündet.", welche am Anfang des Rosenkranzes gebetet werden. Nach christlicher Lehre ergeben sich alle anderen Regeln und Gesetze des Glaubens durch diese drei Prinzipien.
Thomas von Aquin benutzt auf dieser Grundlage die drei Begriffe
Glaube (fides): Symbolisiert durch einen Kelch mit Hostie oder durch das Kreuz als Sinnbild der Einheit von Extremen, der Mäßigung und Jesu Tod am Kreuz.
Liebe (caritas): Gemeint wird sowohl die Liebe anderen gegenüber (Nächstenliebe und Feindesliebe) sowie auch die Liebe zu sich selbst und zu Gott. Wird durch ein Herz dargestellt oder eine Frau mit Kindern.
Hoffnung (spes): Wird durch einen Anker, einen Vogel oder einen Zweig symbolisiert und gibt die Hoffnung auf die himmlische Seligkeit sowie das Widerstehen gegen die Verzweiflung wieder.
Ödön von Horvath setzt sich mit dieser Thematik in seinem Stück "Glaube, Liebe, Hoffnung - Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern" auseinander.
Papst Benedikt XVI. veröffentlichte folgende Schriften:
Deus caritas est (zum Thema "Liebe")
Spe salvi (zum Thema "Hoffnung")[/list]
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Mein Kommentar:
Heuss hatte recht! Auch ich bin beeindruckt. Nicht so gut gefallen mir lediglich
[list]1. Glaube, Liebe und Hoffnung auf ein Land zu beziehen, somit für ein Land in Anspruch zu nehmen, was in den persönlichen, den christlichen Glaubens-Bereich gehört, hat eine missionarische Komponente, die eigentlich nicht sein darf, nicht in einer Hymne.
2. Lieb und Treue halten stand - es war absolut nicht so. Gemeint ist, dass sie obsiegen. Aber selbst in Friedenszeiten haben wir in Deutschland, im jetzigen jedenfalls, genau das Gegenteil. Hier wird die Missions-Absicht einfach unwahr.
3. Die dritte Strophe ist wieder zu schön, um wahr zu sein. Das Schwören auf den heil'gen Grund, das Schlingen, alles einwenig kitschig.
Trotzdem: Das Lied ist eine gute Alternative, wenn es nicht Hoffmann von Fallersleben sein soll. Ich kann mir gut vorstellen, dass Heuss in Gedanken an das Nazi-Unheil nun das Gegenteil, eine schöne heile christliche Welt, sehr tief empfand.[/list]